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Verkehrsunfallstatistik 2020

Im Jahr 2020 waren die Unfallzahlen insgesamt stark rückläufig, mit zum Teil erheblichen Rückgängen in fast allen Bereichen. Die Zahl der Verkehrstoten ist auf einem historischen Tiefstand. Einfluss darauf hatten auch die Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie.

„An das Jahr 2020 werden wir uns erinnern: In Baden-Württemberg sind 2020 deutlich weniger Personen im Straßenverkehr zu Schaden gekommen. Mit 330 Verkehrstoten haben wir den niedrigsten Wert seit der Einführung der amtlichen Unfallstatistik im Jahr 1953 erreicht. Die Unfallzahlen insgesamt waren stark rückläufig, mit zum Teil erheblichen Rückgängen in fast allen Bereichen. Freilich haben auch die Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie dazu beigetragen. Durch Homeoffice, Lockdown und Kontaktbeschränkungen waren deutlich weniger Menschen im Straßenverkehr unterwegs. Das schlägt sich auch in der Unfallbilanz nieder“, sagte der stellvertretende Ministerpräsident und Minister für Inneres, Digitalisierung und Migration Thomas Strobl.

Weniger Verkehrsunfälle und weniger Verletzte

„Der Rückgang der Verkehrstoten im vergangenen Jahr ist eine bedeutende Entwicklung in die richtige Richtung. Denn jeder Mensch, der durch einen Verkehrsunfall getötet oder verletzt wird, ist einer zu viel. Die Verkehrsteilnahme der Menschen in Baden-Württemberg so sicher wie möglich zu gestalten und die Vision Zero – einen Straßenverkehr ohne Getötete und Schwerverletzte – unnachgiebig zu verfolgen, ist ein zentrales Anliegen der gesamten Landesregierung“, sagte Innenminister Thomas Strobl.

Im Jahr 2020 war mit 269.557 polizeilich registrierten Verkehrsunfällen im Vergleich zum Jahr 2019 ein deutlicher Rückgang um 17,7 Prozent festzustellen. Starke Abnahmen waren sowohl bei den Verkehrsunfällen mit Personenschaden um 11,3 Prozent, als auch bei den Verkehrsunfällen mit Sachschaden um 18,6 Prozent zu verzeichnen. Bei knapp 90 Prozent der Verkehrsunfälle entstand lediglich Sachschaden. Die Anzahl der verletzten Personen ging um über 15 Prozent auf 39.622 Verletzte zurück. 330 Personen ließen auf den Straßen Baden-Württembergs ihr Leben.

Ein Blick auf einzelne Verkehrsbeteiligungsarten

Die Anzahl der Motorradunfälle ging zurück. So ereigneten sich im Jahr 2020 insgesamt 4.683 Motorradunfälle (2019: 4.887; -4,2 Prozent). Hierbei verstarben 23 Motorradfahrerinnen und -fahrer weniger als im Jahr 2019 (-24 Prozent). „Unser Fünf-Punkte-Plan zur Bekämpfung von Motorradunfällen hat auch in der Motorradsaison 2020 seinen Teil zur positiven Bilanz beigetragen“, so Minister Thomas Strobl. 

Ebenso erfuhr die Zahl der Verkehrsunfälle, an denen Lkw beteiligt waren, einen deutlichen Rückgang. Hier wurden insgesamt 12.161 Verkehrsunfälle polizeilich registriert (2019: 14.884; -18,3 Prozent). 74 Menschen verloren dabei ihr Leben. Aufgrund der Masse und Geschwindigkeit sind die Folgen für die Unfallgegner eines Lkw meist schwerwiegend. So waren fast drei Viertel der getöteten Personen nicht die Lkw-Insassen selbst, sondern die jeweiligen Unfallgegner. 

Auffälligkeiten lassen sich bei den Fahrradunfällen beobachten. Hier ist im vergangenen Jahr ein erneuter Anstieg von über acht Prozent auf insgesamt 12.406 Fahrradunfälle zu verzeichnen (2019: 11.440). 58 Radfahrerinnen und Radfahrer wurden tödlich verletzt. Bei jedem dritten tödlichen Fahrradunfall stürzte die Radfahrerin oder der Radfahrer, ohne dass ein anderer Verkehrsteilnehmer beteiligt war. Die Unfälle unter Beteiligung von mindestens einem Pedelec nahmen dabei im Vergleich zum Jahr 2019 um 39,0 Prozent zu. 41 der tödlich verletzten Radfahrerinnen und Radfahrer trugen keinen Fahrradhelm. „Die negative Entwicklung in der Fahrrad-Unfallstatistik ist alarmierend. Mir ist wichtig, dass bei allen Verkehrsteilnehmenden das Bewusstsein für den gemeinsam genutzten Verkehrsraum geschärft wird. Wir müssen besser aufeinander achten und uns alle an die Verkehrsregeln halten“, so Innenminister Thomas Strobl: „Wir werden deshalb dieses Jahr in Baden-Württemberg bei der Bekämpfung der Fahrradunfälle einen Schwerpunkt setzen.“

2020 wurden 273 Verkehrsunfälle mit Beteiligung von Elektrokleinstfahrzeugen (eKF) registriert. 195 Fahrerinnen und Fahrer von Elektrokleinstfahrzeugen wurden dabei verletzt, jeder Fünfte (41) sogar schwer. Erfreulicherweise war bei dieser Verkehrsbeteiligungsart letztes Jahr kein tödlicher Unfall zu beklagen. Über zwei Drittel der Unfälle wurden durch die Elektrokleinstfahrzeugnutzenden selbst verursacht. 

Geschwindigkeit, Verkehrstüchtigkeit, Sicherheitsgurt und Ablenkung

„Insgesamt verloren im letzten Jahr 131 Menschen ihr Leben, weil ein Verkehrsteilnehmer zu schnell unterwegs war. Damit ist überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit nach wie vor die Hauptunfallursache Nr. 1 für tödliche Verkehrsunfälle“, sagte Innenminister Thomas Strobl. Mehr als jeder dritte tödliche Verkehrsunfall war im vergangenen Jahr auf überhöhte oder nicht angepasste Geschwindigkeit zurückzuführen. 

Fehlende Verkehrstüchtigkeit, insbesondere in Folge von Alkohol- oder Drogenkonsum zählte auch im Jahr 2020 zu den Hauptunfallursachen für tödliche Verkehrsunfälle auf den Straßen Baden-Württembergs. 
Die Zahl der Alkohol- und Drogenunfälle sank im Vorjahresvergleich allerdings um 14 Prozent. 17 Menschen kamen bei Unfällen, bei denen der Verursacher unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stand, ums Leben (2019: 26).

Ablenkung war 2020 bei 64 von insgesamt 320 tödlichen Verkehrsunfällen unfallursächlich. „Damit ist jeder fünfte tödliche Verkehrsunfall auf Ablenkung zurückzuführen. Vor fünf Jahren war es nur jeder zehnte. Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ungeteilte Aufmerksamkeit. Wer sich als Fahrer durch sein Smartphone, sein Navigationsgerät oder durch Tätigkeiten wie trinken, essen oder rauchen ablenken lässt, gefährdet sein Leben und das Leben seiner Mitmenschen!“, betonte Minister Thomas Strobl. 

Weiterhin hatten ein Viertel der getöteten gurtpflichtigen Fahrzeugnutzenden den Sicherheitsgurt zum Unfallzeitpunkt nicht oder nicht ordnungsgemäß angelegt.

Verkehrsüberwachung

„Verkehrsüberwachung ist nie Selbstzweck. Der Zusammenhang zwischen Kontrolldruck, Sanktionshöhe und Verhaltensänderung ist wissenschaftlich erwiesen. Wir setzen auf einen flächendeckenden Kontrolldruck, um zielgerichtet die Hauptunfallursachen und Risikofaktoren für tödliche Verkehrsunfälle zu bekämpfen. Es geht darum Menschenleben zu retten und nicht darum Kasse zu machen“, erklärte Strobl. 

Der Kontrolldruck im Bereich der Geschwindigkeitsüberwachung wurde nochmals verstärkt. Zwischenzeitlich sind elf regionale Polizeipräsidien mit einem sogenannten Enforcement Trailer ausgestattet. „Die Beschaffung des zwölften und damit vorerst letzten Geschwindigkeitsmessanhängers ist in die Wege geleitet. Damit wurde in hochmoderne Geschwindigkeitsmesstechnik investiert und ein wichtiger Beitrag zur weiteren flächendeckenden Erhöhung der Verkehrssicherheit in Baden-Württemberg geleistet“, sagte Minister Thomas Strobl. Im Jahr 2020 wurden allein durch die Polizei mehr als eine Million Geschwindigkeitsverstöße festgestellt. Darüber hinaus wurden rund 25.000 Personen wegen Fahrens unter Alkohol-, Drogen-, oder Medikamenteneinfluss sowie rund 85.000 Verstöße wegen unerlaubter Nutzung eines Mobiltelefons zur Anzeige gebracht. Hinzu kommen 106.000 sanktionierte Gurtverstöße.

Verkehrsprävention

Aufgrund der durch die Corona-Pandemie notwendigen Kontaktbeschränkungen konnten viele Präventionsveranstaltungen nicht wie in den vorherigen Jahren gewohnt durchgeführt werden. Es gelang der Polizei Baden-Württemberg dennoch im Jahr 2020 fast 11.000 Veranstaltungen im Bereich der Verkehrsprävention anzubieten und hierbei über 180.000 Menschen zu erreichen. Im August 2020 startete Baden-Württemberg als erstes Land eine Aufklärungskampagne für die geltenden Regeln beim e-scootern. 

Ein besonderes Augenmerk in der Präventionsarbeit gilt den Kindern, unseren schwächsten Verkehrsteilnehmenden. So startete beispielsweise zu Schuljahresbeginn die Aktion „Sicherer Schulweg“, ein Maßnahmenpaket aus Verkehrsüberwachung und Verkehrsunfallprävention. Pandemiebedingt konnte die praktische Radfahrausbildung an den Grundschulen erst mit Beginn des neuen Schuljahres im September 2020 unter Beachtung eines strengen Hygienekonzepts wiederaufgenommen werden. Zur Kompensation hatte die Koordinierungs- und Entwicklungsstelle Verkehrsunfallprävention beim LKA BW Lehrfilme mit Übungssequenzen aufGIB ACHT IM VERKEHR veröffentlicht. 

„Die Verkehrsprävention liegt mir persönlich besonders am Herzen“, betonte Innenminister Thomas Strobl, der zugleich Schirmherr der Verkehrssicherheitsaktion GIB ACHT IM VERKEHR ist: „Wenn wir es schaffen, die Menschen für die Gefahren im Straßenverkehr nachhaltig zu sensibilisieren und dadurch mehr Normentreue, Achtsamkeit und gegenseitige Rücksicht im Straßenverkehr bewirken, dann kommen wir der Vision Zero einen weiteren entscheidenden Schritt näher.“